Passend zur Jahreszeit werfen wir einen Blick auf ein Kunstwerk von Otto Modersohn, den „Raureifmorgen“ − eine Arbeit aus den 1930er Jahren.
Auffallend ist der Farbklang von hellem Blau zu Schneeweiß der die Klarheit eines schönen und zu gleich frostigen Wintertages anschaulich macht. Zu dieser Zeit verwendete der Künstler eher zurückhaltende Farben. Er selbst schreibt in seinem Tagebuch zu seinen Bildern aus dieser Zeit: „Merkwürdig, in der Farbe wirken gerade zarte, milde, schlichte Farbe am stärksten. Farben, die nahe verwandt sind und sich doch voneinander abheben. Das liegt mir gerade sehr. (Nebel gegen ferne Berge, helle Luft etc.).“ Auf den ersten Blick besticht der „Raureifmorgen“ allerdings durch ein helles, aber nicht weniger intensives Blau, das uns die Kälte des Morgens spüren lässt. Das Weiß der treibenden Eisschollen und des Schnees, oder das zarte Grün des Baumes in der linken Bildhälfte heben das kalte Blau noch hervor. Weich ummantelt das Weiß des Schnees die Landschaft, während die roten Tupfen der Singvögel am oberen Bildrand einen belebenden Akzent setzen.
Otto Modersohn wird am 22. Februar 1865 in Soest geboren, studiert Malerei an den Kunstakademien Düsseldorf und Karlsruhe und gründet im Sommer 1889 mit seinem Studienfreund Fritz Mackensen und dem Künstler Hans am Ende die Künstlerkolonie Worpswede.
Das Gemälde „Raureifmorgen“ entsteht in Fischerhude oder Umgebung, wohin Otto Modersohn nach dem Tod seiner Frau Paula Modersohn-Becker 1907 zieht.
Dort befindet sich heute das Otto Modersohn Museum.
„Raureifmorgen“ ist noch bis einschließlich 1. April 2024 in der Ausstellung „Vom Wesen der Natur. Zwei Jahrhunderte empfundener Kunst. Die Sammlung Andreas Gerritzen“ zu sehen. Ein kurzes Video mit dem Sammler finden Sie hier.
Quellen:
– Zitat aus: Tagebuch vom 19. Oktober 1933 bis zum 1. Mai 1935, Eintrag vom 7. November 1933, in: Ausstellungskatalog Fischerhude 1993, S. 212
– Franz, Erich, Das Spätwerk, 1930-1943, S. 99. In: Leben mit Kunst. Die Sammlung Andreas Gerritzen, 2023.
– Website Museum am Modersohn-Haus