Dieses Mal: Dr. Helga Gutbrod, Kunsthistorikerin, Leiterin des Edwin Scharff Museums und der Städtischen Sammlungen Neu-Ulm.
An was arbeiten Sie gerade?
Mein momentanes Arbeiten gleicht einem Jonglierakt: Einerseits geht es darum, den Umbau mit seinen Unwägbarkeiten im Blick zu haben, gleichzeitig alle bisherigen Vermittlungsangebote und unseren gesamten Außenauftritt zu überdenken, unsere beiden Ständigen Sammlungen zu Edwin Scharff und Ernst Geitlinger neu zu konzipieren und darüber hinaus die nächsten Sonderausstellungen zu entwickeln. Ferner einen passenden Pächter für unser neues Café zu finden und zudem Sponsoren für die kommende Kinderausstellung und das eine oder andere Extra.
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus, wenn gerade nicht umgebaut wird?
Mein Terminkorsett ist dann noch ein ganzes Stück enger. Im Moment füllen viele interne Besprechungen meinen Kalender. Üblicherweise herrscht mehr Abstimmungsbedarf mit externen Kooperationspartnern und mit Leihgebern und meine Rolle als Gastgeberin nimmt viel Raum ein. Zudem begreife ich mich ja trotz aller Managementaufgaben als Kunstvermittlerin und suche gern den Dialog mit den Besuchern. Das fällt natürlich gerade weg.
Und aktuell, während des Umbaus?
Insbesondere die neue multimediale Vermittlung unserer Dauerausstellungen, die möglichst vielen Besucherinnen und Besucher eine barrierefreie Teilhabe ermöglichen soll, treibt mich gerade um. Außerdem: Einen neuen Blick auf Edwin Scharff zu bieten, der wichtige Werke nicht übergeht, aber auch Raum für bisher Unveröffentlichtes lässt.
Was mögen Sie am meisten an Ihrer Tätigkeit im Edwin Scharff Museum? Ganz konkret: Das Stellen und Hängen einer Ausstellung. Wenn schließlich alle Werke angeliefert und ausgepackt sind und es darum geht, eine nicht nur inhaltlich stimmige, sondern auch optisch überzeugende Präsentation zu entwickeln. Das ist jedes Mal eine unglaublich intensive und schöne Erfahrung!
Und mit Blick aufs Ganze: Es gibt wohl wenige Bereiche des öffentlichen Lebens, die sich in den letzten zwanzig Jahren so verändert haben wie die Museen. Die eigene Aufgabe immer wieder zu überdenken: Einerseits interessante und sorgfältig kuratierte Ausstellungen zu präsentieren, zugleich Diskussionen anzustoßen oder anregende Betrachtungen zu ermöglichen und überdies als Forum für den gesellschaftlichen Diskurs zu fungieren – das erfüllt mich mit Sinn.
Und was gefällt Ihnen am wenigsten?
Nie hinterher zu kommen mit der Beantwortung von Briefen, Mails und telefonischen Anfragen. Sich den Freiraum, den es für die Entwicklung neuer Ideen und Ausstellungen braucht, hart erkämpfen zu müssen.
Was ist das skurrilste, lustigste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Skurril finde ich, dass es immer noch Menschen gibt, die mit Museen Langeweile verbinden. Und regelrechte Abwehr – da muss viel schief gelaufen sein. Auch das Gerücht, das wir montags im Museum nicht arbeiten, bloß weil geschlossen ist, hält sich ja hartnäckig. Aufregend ist für mich hingegen immer wieder die Intensität der Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Künstlern. Sich in kurzer Zeit intensiv mit deren Arbeit auseinanderzusetzen, in ihre Gedankenwelt einzutauchen und einen eigenen Standpunkt dazu zu entwickeln – das gibt mir bei aller Anforderung einen großen Energieschub.