Der österreichische Maler Carl Schuch (*1846, †1903) ist heute eher wenigen Menschen ein Begriff. Das war Anfang des letzten Jahrhunderts anders: „Kaum ein renommiertes Museum Mitteleuropas mochte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts [auf Arbeiten von Schuch] verzichten.“[1] – schreibt die Carl Schuch Gesellschaft. Spätestens seit 1906 sein Selbstbildnis und ein Stillleben mit Hummer auf Hugo von Tschudis Deutschen Jahrhundertausstellung in der Nationalgalerie gezeigt wurden, war der österreichische Maler weithin bekannt.
Reisen durch ganz Europa, vor allem nach Italien und Frankreich, ließen ihn viel Inspiration finden: unter anderem bei den Malern von Barbizon und den Impressionisten – gleichwohl er sich von letzteren entschieden abgrenzen wollte. Vielmehr als für die Darstellung verschiedener Lichtverhältnisse interessierte er sich für eine realistische Schilderung der Farben der Natur, so wie er es auch bei seinen Malerkollegen wie Wilhelm Leibl, Wilhelm Trübner und seinem späteren Biographen Karl Hagemeister kennengelernt hatte:
„[…] ich muss inmitten der Natur sein, die ich male, um sie in jedem Augenblick studieren zu können, herumlaufen, suchen, gucken, drin leben, um sie ganz einfach auf mich wirken zu lassen, in ihr aufzugehen. Die wahre Landschaftsmalerei, und besonders in unserem heutigen Sinn, verlangt diese Intimität.“[2]
Schuch in der Sammlung Gerritzen
Nicht nur die Verbindung zu Barbizon hat Dr. Andreas Gerritzen, Leihgeber der Ausstellung „Vom Wesen der Natur“, auf den Wiener Künstler aufmerksam gemacht. Anfangs waren es vor allem die einzigartigen Stillleben aus Carl Schuchs Spätwerk, die Gerritzens Sammlung neben den Landschaftsdarstellungen erweiterten. So befinden sich nun „Äpfel auf Weiß“ und „Stillleben mit Porree, Zwiebeln und Käse“, aber auch mehrere typische Landschaften Schuchs in der Sammlung und auch in unserer Sonderausstellung.
Auf Grund seiner privilegierten Situation musste Schuch nie ein Bild verkaufen, sodass der Kreis der Kenner seiner Kunst zwar bei anderen Künstlern ansehnlich war, aber beim Publikum und den Händlern zu seinen Lebzeiten recht klein blieb. Seinen Ruhm Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte Carl Schuch dann nicht mehr: er verstarb bereits 1903. Nach der ersten Jahrhunderthälfte geriet sein Werk vorübergehend aus dem Blick – um jetzt allerdings von Sammler:innen und Museen gleichermaßen wiederentdeckt zu werden. Wir freuen uns deshalb besonders, gleich fünf Werke von ihm in „Vom Wesen der Natur“ zeigen zu können!
Quellen:
Zitat zur Landschaftsmalerei: Schuch in einem Brief an den Künstlerkollegen Karl Hagemeister, Venedig, 30. März 1878. Zitiert in: Leben mit Kunst. Die Sammlung Andreas Gerritzen. Frankfurt am Main, 2023, S. 198.
Carl Schuch Gesellschaft: https://carlschuch.org/
Stefan Borchardt: Carl Schuch – Malerei als Erkenntnisinstrument. In: Leben mit Kunst. Die Sammlung Andreas Gerritzen. Frankfurt am Main, 2023.
[1] Carl Schuch Gesellschaft zu Schuchs Werk, https://carlschuch.org/werk, Zugriff 19.12.2023.
[2] Schuch in einem Brief an den Künstlerkollegen Karl Hagemeister, Venedig, 30. März 1878. Zitiert in: Leben mit Kunst. Die Sammlung Andreas Gerritzen. Frankfurt am Main, 2023, S. 198.