Den Oberkörper gedreht, den rechten Arm weit nach hinten gestreckt, nur auf Zehenspitzen und Ballen des linken Fußes stehend modelliert Renée Sintenis einen Fußballspieler. Das statische Wort „stehen“ geht in diesem Zusammenhang aber nur schwer über die Lippen, so dynamisch ist der Sportler dargestellt. Selbst seine Haare scheinen der schnellen Aktion angepasst.
Es wirkt, als hätte Renée Sintenis mal eben die Zeit angehalten, um den Fußballer ganz genau in seiner Bewegung zu studieren. So, als hätte sie einen „Slow-Motion-Blick“. Die Technik, die uns heute ganz normal erscheint – Tore beim Fußball werden gerne in langsamer Wiederholung gezeigt, sodass die Fans jede einzelne Muskelbewegung des Lieblingsspielers erfassen können – gab es aber in den 1920er-Jahren noch nicht. Umso besonderer, umso aktueller wirken daher die Darstellungen der Bildhauerin 100 Jahre später auf uns. Erst auf den zweiten Blick fällt auf: es fehlt etwas! Den Ball selbst muss Sintenis gar nicht darstellen, wir können die Bewegung auch so identifizieren.
Paradox erscheint uns auch plötzlich das Material: die eigentlich starre Bronze macht auf uns den Eindruck als würde sie im nächsten Moment zerfließen, als würde der Sportler die Bewegung einfach weiterführen. Ähnlich in Aktion zeigt Sintenis auch Boxer, Polospieler und Läufer. Sie greift damit den Zeitgeist der Weimarer Republik auf, die Sportbegeisterung vieler Menschen jener Jahre.
Auf Grund der Bildrechte mussten wir leider alle Fotos aus den Beiträgen zu Renée Sintenis nach Ausstellungsende entfernen.