Frauen erst seit 1919 regulären Zugang zur Aufnahme eines Kunststudiums fanden?
Erst vor rund 100 Jahren konnten die ersten Frauen ihr reguläres Kunststudium an der Berliner und Dresdner Kunstakademie aufnehmen. Es waren die unumkehrbaren politischen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg und die jahrelangen beharrlichen Proteste von Künstlerinnen, die Frauen schließlich die gleichberechtigte Teilhabe an einer akademischen Künstlerausbildung ermöglichten. Zuvor gelang eine herausragende künstlerische Karriere nur wenigen Künstlerinnen, deren Werke die Ausstellung der Berliner Nationalgalerie vorstellt. In ihrem „Kampf um Sichtbarkeit“ engagierten sich die Frauen also hartnäckig in künstlerischen Vereinigungen, errangen die Aufmerksamkeit wichtiger Förderer, erkämpften sich Ausstellungsmöglichkeiten und zunehmend prestigeträchtige Aufträge oder die Aufnahme in bedeutende Sammlungen.
Einige der Netzwerkerinnen schlossen sich 1867 in ihrem Kampf um gute Ausbildungsmöglichkeiten zum „Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin“ zusammen. Dieser sollte Modellcharakter für zahlreiche Vereinsgründungen in ganz Deutschland haben. Angegliedert waren den Vereinen oft sogenannte „Damen-Akademien“. Mit den dortigen Studienangeboten versuchten Künstlerinnen, die fehlende staatliche Ausbildung zu kompensieren.
Nicht selten förderten erfolgreiche Künstlerinnen ihre aufstrebenden Kolleginnen, so Marie Ellenrieder, die die junge Bildhauerin Katharina Felder protegierte. Darüber hinaus sorgten weibliche Förderer für finanzielle Unterstützungen und öffentlichkeitswirksame Schenkungen an wichtige Institutionen.
Die aktuellen Diskussionen um Gendergerechtigkeit im Kunstbetrieb machen deutlich, dass gerade Ausstellungen im Kampf um öffentliche Wahrnehmung eine hervorgehobene Bedeutung zukommt.
Besuchen Sie uns im Edwin Scharff Museum und entdecken Sie die vielfältigen Ausnahmetalente selbst, in der Ausstellung „Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“.