Wir zaubern unsere Kunst derzeit zwar nicht aus dem Hut, aber aus dem Rucksack. Dazu schultern die Museumspädagogen einen von drei Rucksäcken und gehen auf Wanderschaft. Das Museum kann dadurch auch während der Umbauphase museumspädagogische Arbeit leisten und zumindest einen Teil seiner Bildungskooperationen mit Schulklassen und Vorschulkinder fortführen. Seit Frühjahr haben bereits 30 Gruppen das Museum im Rucksack ausprobiert – nicht nur in Neu-Ulm, sondern auch in der Umgebung, etwa in Weißenhorn, Öpfingen oder Roggenburg.
Ermöglicht wird das „Museum im Rucksack“ durch eine Spende von 8000 Euro des Rotary Clubs Ulm-Donaubrücke. Das Museumsteam hat damit drei Rucksäcke mit den unterschiedlichsten museumspädagogischen Materialien zu drei Themen bestückt. Unter dem Motto „Sind Plastiken aus Plastik? Edwin Scharff, ein Bildhauer aus Neu-Ulm und die Bildhauerei“ nähern sich die Kinder dem Namensgeber des Museums sowie dem Phänomen Bildhauerei und dessen Materialien. Beim Stadt-Rucksack mit dem Titel „Stadt im Rucksack. Was macht die Stadt zur Stadt und wann macht Stadt Spaß?“ geht es um dreidimensionales Denken, gemeinschaftliches Handeln und kreative Ideen. Mit den Materialien aus dem Rucksack bauen die Kinder unter anderem ihre eigene Stadt.
Mit dem dritten Rucksack unter dem Motto „Sind bunte Kleckse Kunst? Zu Farbe, Form und der Lust an beiden“ war der Museumspädagoge Philipp Schneider kürzlich mit einer Gruppe Vorschulkindern vom Kinderhaus Sternenzauber und ihrer Erzieherin Rosemarie Wiedenmann im LEW-Gebäude am Heiner-Metzger-Platz, dem aktuellen pädagogischen Ausweichquartier des Museums, um dort das Museum außerhalb seiner eigentlichen Räume zum Leben zu erwecken.
Volker Jescheck, Past-Präsident des Rotary Club Ulm-Donaubrücke, wurde dort von Museumsleiterin Dr. Helga Gutbrod gezeigt, wie die Kinder mit den „Rucksack“-Materialien Kunst spielerisch erfahren. Sie erlebten, was passiert, wenn Grundfarben aufeinandertreffen oder alle Farben wild durcheinander gemischt werden. Die Wirkung von Farbe und Form entdeckten die neun Kinder des Kinderhauses Sternenzauber auch auf dem Farbkreis, sie puzzelten ein „magische Quadrat“ und stempelten ihre Lieblingsfarben in ihren Lieblingsformen. Alles dank des Rucksacks, der ihnen die Kunst brachte. Rotarier Volker Jescheck freute sich, zu sehen, wie die Spende seines Clubs hilft, Kinder auf spielerische Weise für Kunst zu begeistern: Projekte dieser Art würden nicht nur „Denkräume erweitern“, sie seien letztlich Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Umso wichtiger sei es für den Rotary Club, ein solches Projekt direkt vor Ort fördern zu können. Denn, so Jescheck, das Edwin Scharff Museum zeige, wie lebendig Kultur sein kann.